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Frühlingsgefühle oder doch Frühjahrsmüdigkeit?

31. March 2021
Prof. Dr. Holger Willenberg vor der Inneren Medizin

Prof. Dr. Holger Willenberg ist Experte für Hormone und Stoffwechselerkrankungen.

Prof. Dr. Holger Willenberg klärt auf, was Sonne und Wärme mit Hormonumstellungen zu tun haben

Rostock – Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen und die Frage taucht auf, ob die Hormone verrücktspielen. Frühlingsgefühle sind kein Mythos, davon ist Prof. Dr. Holger Willenberg, Leiter der Sektion für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen der Universitätsmedizin Rostock überzeugt: „Werden die Tage länger, werden die Menschen auch aktiver. Viele erwachen dann praktisch aus dem Winterschlaf. Und das hat eine logische Ursache: Mit zunehmendem Licht produziert der menschliche Körper vermehrt Neurotransmitter; die Wärme führt zu niedrigeren Spiegeln des so genannten Metanephrins. Im Zusammenspiel bewirkt dies eine leichte Euphorie.“ Im Grunde genommen wirkt sich also das Sonnenlicht positiv auf die menschliche Psyche aus. Hinzu kommt, dass die Menschen ihre dicke Kleidung ablegen, sich länger draußen aufhalten und geselliger werden, zumindest, soweit es die Coronapandemie zulässt. All diese Faktoren verstärken die Wirkung von Sexualhormonen, die das Wohlbefinden und eine frühlingshafte Wonne empfinden lassen.  ­

Bei manchen Menschen tritt hingegen die so genannte Frühjahrsmüdigkeit ein. Auch dafür bereiten hormonelle Umstellungen im Körper den Weg. Im Winter, wenn es länger dunkel ist, wird das Schlafhormon ­Melatonin vermehrt ausgeschüttet. Das Ungleichgewicht von Serotonin und Melatonin bei länger werdenden Tagen macht

Zusammen mit dem leichten Sinken von Stresshormonen manch einen müde. Der Körper braucht etwa vier Wochen, um sich daran zu gewöhnen. Was man tun kann, um sich schneller anzupassen, weiß Prof. Holger Willenberg: „Da helfen viel frische Luft, Bewegung, lange Spaziergänge und wenig Sitzen, gerne auch Wechselduschen und leichte Kost.“

Manche Menschen glauben jedoch nicht an saisonale Veränderungen: künstliches Licht, Schichtarbeit, Heizung und Klimaanlagen würden die Einflüsse des Frühlings aufheben. „Wie dem auch sei, eines ist klar: hormonelle Zyklen gehen wie natürliche Uhren, die durch Tag und Nacht, Bewegung und Essen sowie durch Licht und Temperatur gestellt werden. Und wer möchte allen Ernstes zu einem Frühlingsgefühl Nein sagen“, so der Endokrinologe.