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„Mike Möwenherz“ – ambulantes Palliativteam für Kinder feiert Projektstart

06. October 2014

Das landesweit erste und einmalige Team zur ambulanten Versorgung schwerst und unheilbar kranker Kinder und Jugendlicher in MV feiert groß seinen Projektstart in diesem Jahr.

24 Stunden am Tag kommt Jasper (Name geändert) nicht zur Ruhe. Eine unheilbare Hirn- und Nervenerkrankung führt bei ihm zu spastischen Lähmungen, gelegentlich Atemstörungen, und immer wieder erleidet das Kind Krämpfe, die den ganzen Körper in Schach halten. Mit Medikamenten können die Symptome nur abgemildert werden. Die einzige Erleichterung: Musik. Jana-Christin Walter von der Universitätsmedizin Rostock besucht die Familie in regelmäßigen Abständen zu Hause, sie bringt Harfen, Rhythmusinstrumente und Klangschalen mit und singt und musiziert mit dem Kind. „Zum ersten Mal seit Jahren konnten wir eine deutliche Verbesserung beobachten“, sagt Jaspers Mutter. „Die Muskeln haben sich etwas gelockert, der Blutdruck ist gesunken, und endlich kann Jasper einmal wieder ein wenig Entspannung finden.“

Die Lebensqualität verbessern, wo eine Heilung nicht mehr möglich ist – das ist der Ansatz des multidisziplinären Teams „Mike Möwenherz“, das sich seit diesem Jahr um die Spezialisierte Ambulante Palliative Versorgung (SAPV) schwerst und unheilbar kranker Kinder und Jugendlicher in Mecklenburg-Vorpommern kümmert. Und zwar dort, wo die jungen Patienten ihre letzten Tage, Wochen, Monate verbringen wollen: zu Hause, im Kreis der Familie. Mindestens einmal alle zwei Wochen kommt das SAPV-Team vorbei. Unterstützt, untersucht, passt gegebenenfalls die Medikamente an, bespricht mögliche Notfallsituationen, leistet Beistand. In den Wochen, in denen keine Besuche anstehen, fragen die Mitarbeiter telefonisch nach dem Rechten. Haben die Eltern in der Zwischenzeit Fragen oder gibt es gar einen Notfall, ist das Team rund um die Uhr über eine zentrale Rufnummer erreichbar.

Während wenige andere Bundesländer seit Jahren über SAPV-Teams für Kinder verfügen, ist das Projekt in MV neu und einzigartig. Ärzte, Pflegekräfte und eine Koordinatorin, sowie, durch enge Kontakte in die Zusammenarbeit eingebunden, Sozialarbeiter, der Hospizdienst OSKAR und Therapeuten aller Bereiche wie die Musiktherapeutin arbeiten zusammen; alle Teammitglieder sind durch eine spezielle Weiterbildung für die Kinder-Palliativversorgung qualifiziert.

„Auch mit den Pflegediensten und den Erwachsenen-SAPV-Teams“, sagt Team-Koordinatorin Jessica Klasen, „arbeiten wir bei Bedarf intensiv zusammen.“ Die Aufgabe ist, für jedes betroffene Kind ein Netzwerk zu schaffen, in dem alle zu einer optimalen Versorgung zu Hause beitragen. „Das Ziel unserer Arbeit“, sagt Klasen, „ist - getreu dem Motto der großen britischen Palliativmedizinerin Cicely Saunders: Wenn wir dem Leben nicht mehr Tage geben können, lasst uns den Tagen mehr Leben geben.“

Der Start des „Mike Möwenherz“-Projekts wird am 11. Oktober mit einer Fachtagung mit anschließendem Fest und Tag der offenen Tür offiziell gefeiert. Mehr als 100 Gäste werden erwartet, darunter Therapeuten, Kinderärzte, Reha-Techniker, Pflegedienste und Interessierte – sowie Mitglieder von Kinder-SAPV-Teams aus anderen Bundesländern. In Fachvorträgen geht es vor allem um die Herausforderungen für Pflegende und Eltern bei der Umsorgung eines schwerstkranken Kindes. Dabei wird auch über die großartigen Erfolge der Musiktherapie bei Kindern wie Jasper ausführlich berichtet.

 

Fachtagung: Sa., 11. Oktober, ab 9 Uhr, Uni-Kinderklinik, Ernst-Heydemann-Straße 8, Rostock

ab 13.30 Uhr Fest zum Kennenlernen und Tag der offenen Tür mit Besichtigung der Team-Räume

 

Programm: kinderklinik.med.uni-rostock.de/fileadmin/user_upload/files/Aktuelles/MikeMoewenherz-Fachtagung11.10.2014_inkl._Anmeldung.pdf