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Neue Behandlung angeborener Herzfehler: Rostocker Verfahren erspart kleinen Patienten eine große OP

20. February 2008

Rostocker Mediziner beschreiten bei der Behandlung von angeborenen Herzfehlern bei Neugeborenen neue Wege.

Eine winzige Gefäßstütze (Stent) stellt bei Säuglingen, deren Herzen nur mit einer Kammer arbeiten, die Verbindung zweier großer Blutgefäße her. Diese wichtige Voraussetzung für die weitere Behandlung des Herzdefekts ist auf herkömmliche Weise nur mittels einer großen Operation am offenen Herzen zu bewältigen. Bei dem erstmals in Mecklenburg-Vorpommern angewendeten Rostocker Verfahren genügt ein Eingriff mit einem Herzkatheter, der die kleinen und nur wenige Tage alten Patienten schont. Das Behandlungsverfahren, das jetzt einem vor wenigen Tagen geborenen Jungen erstmals zugute kam, basiert auf enger interdisziplinärer Zusammenarbeit von Gynäkologen, Neugeborenenmedizinern und der Kinderkardiologie am Universitätsklinikum Rostock.

 

Wenn Babys mit nur einer funktionierenden Herzkammer auf die Welt kommen, dann stehen den Kleinen gewöhnlich drei große Operationen am offenen Herzen bevor. In Rostock allerdings bleibt jetzt den winzigen Patienten eine der drei OPs erspart. „Bisher musste sofort nach der Geburt die Verbindung von Hauptschlagader und Lungenschlagader offen gehalten werden“, sagt Professor Dr. Matthias Peuster, Leiter der Abteilung für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin in der Universitäts-Kinder und Jugendklinik. Diese Verbindung ist bei allen Neugeborenen offen, verschließt sich aber schon in den ersten Lebenstagen. Damit die Kinder mit einem „Ein-Kammer-Herzen“ überleben können, muss diese Verbindung unbedingt offen bleiben. Bislang wurden die Kinder dafür am offenen Herzen operiert.

 

In Rostock ist dies nun nicht mehr nötig. „Wir wenden ein Verfahren an, bei dem die Verbindung der beiden Gefäße durch einen schonenden Einsatz des Herzkatheters offen gehalten werden kann“, so Professor Peuster. Zum Einsatz kommt dabei eine kleine Gefäßstütze, ein sogenannter Stent. Auf diese Weise ist das Neugeborene auf die späteren Eingriffe optimal und schonend vorbereitet. Das neue Verfahren wurde jetzt erstmals in Mecklenburg-Vorpommern an einem kleinen Jungen angewendet, der vor wenigen Tagen zur Entbindung in das Perinatalzentrum Mitte verlegt wurde und derzeit auf der Intensivstation der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Rostock liegt.

 

Für Professor Peuster ist das neue Verfahren ein gutes Beispiel für die fächerübergreifende regionale Zusammenarbeit von der Früherkennung des Herzfehlers durch vorgeburtliche Untersuchung über die Behandlung durch Gynäkologen und Neonatologen hin zur Behandlung durch Kinderkardiologen und Kinderherzchirurgen. Selbst der winzige Stent wurde vor Ort im Technologiepark Warnemünde von der Firma Cortronic hergestellt.