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Notfallteams und Hilfskräfte lernen, Opioid-Überdosierungen lebensrettend zu behandeln

24. July 2025
Ein älterer Mann und jüngere Frau in einem Raum, hinter ihnen Sitzen Menschen in Reihen hintereinander

Dr. Gernot Rücker, Notfall- und Suchtmediziner sowie Ärztlicher Leiter der Rostocker Simulationsanlage und des Notfallausbildungszentrums (RoSaNa), und Dr. Anja Gummesson, Leitende Toxikologin des Projekts, haben die erste flächendeckende Naloxon-Schulung in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt.

Universitätsmedizin Rostock startet Schulungen für den sicheren Einsatz von Naloxon

Wenn bei einer Opioid-Überdosis jede Sekunde zählt, kann ein Nasenspray mit dem Notfallmedikament Naloxon Leben retten. Bislang fehlten in Mecklenburg-Vorpommern strukturierte Schulungen zur Anwendung von Naloxon. Um das zu ändern, hat die Universitätsmedizin Rostock gemeinsam mit der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST MV) am Mittwoch, 23. Juli die erste flächendeckende Schulung zur Anwendung von Naloxon im Land mit rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt.

„Opioide wie die sogenannte Zombiedroge Fentanyl haben in den USA bereits epidemische Ausmaße erreicht und werden auch bei uns in Mecklenburg-Vorpommern präsenter. Umso wichtiger ist es, dass wir präventiv Menschen, die die beruflich oder privat mit opioidkonsumierenden Personen in Kontakt stehen, über das lebensrettende Naloxon aufklären. Denn wer die Wirkweise und Anwendung des Medikaments versteht, kann im Notfall und ohne großen Zeitverlust zum Lebensretter werden“, erklärte Gesundheitsministerin Stefanie Drese. Sie betonte, dass schon jetzt deutschlandweit mehrere hunderte Menschen jährlich an einer Opioid-Überdosis versterben. „Oft in Anwesenheit von Freunden oder Angehörigen, die nicht wissen, wie sie helfen können. Das wollen wir ändern“, so Drese weiter.

„Wir erleben in der Notfallmedizin immer wieder Situationen, in denen Menschen an einer Überdosis sterben, obwohl Hilfe möglich gewesen wäre – einfach, weil das Wissen über Naloxon und seine Anwendung fehlt“, erklärt Dr. Gernot Rücker, Notfall- und Suchtmediziner sowie Ärztlicher Leiter der Rostocker Simulationsanlage und des Notfallausbildungszentrums (RoSaNa). Das neue Schulungsangebot wolle genau dort ansetzen: aufklären, befähigen, Leben retten. Naloxon wirke rasch und zuverlässig, indem es die Wirkung von Opioiden wie Heroin, Methadon oder Fentanyl innerhalb weniger Minuten aufhebt, wenn die betroffene Person bewusstlos ist.

Dr. Rücker betont, dass die Anwendung über ein Nasenspray bewusst niedrigschwellig konzipiert sei: „Das Spray ist einfach anzuwenden, auch für medizinische Laien. Die Hemmschwelle sinkt, wenn Menschen wissen, was im Notfall zu tun ist. Genau das vermitteln wir in der Schulung.“ Neben der praktischen Einweisung in die Anwendung erhalten die Teilnehmenden Informationen zu rechtlichen Fragen, Risikofaktoren und dem Erkennen von Überdosierungen.

Das Schulungsangebot richtet sich an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus sozialen, medizinischen und suchtpräventiven Arbeitsfeldern – darunter Streetworkerinnen und Streetworker, Suchtberaterinnen und Suchtberater sowie Pflege- und Rettungskräfte.

Ein besonderer Fokus liegt auf dem Präventionspotenzial von Naloxon angesichts der zunehmenden Gefahr durch synthetische Opioide wie Fentanyl, das etwa 100-mal stärker wirkt als Heroin und oftmals unbemerkt in andere Drogen gemischt wird. Dr. Rücker warnt: „Die Fentanylkrise in den USA zeigt, wie schnell sich eine solche Entwicklung ausbreiten kann. Wir müssen vorbereitet sein – auch hierzulande.“