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Rostocker dürfen mit embryonalen Stammzellen forschen

09. May 2007

An der Rostocker Klinik für Neurologie im Zentrum für Nervenheilkunde darf künftig mit embryonalen Stammzellen geforscht werden. Das Robert-Koch-Institut bewilligte ein Projekt, bei dem es um die gezielte und standardisierte Umwandlung von Stammzellen in Nervenzellen mittels kleinen Molekülen geht.

Die Rostocker sind damit die 14. Arbeitsgruppe in der Bundesrepublik, die die Sondergenehmigung durch das Robert-Koch-Institut erhalten haben. Die Verwendung von kleinen Molekülen zur Herstellung der reifen Nervenzellen aus Stammzellen gibt in der Zukunft die Chance, bislang unheilbare Krankheiten wie den Morbus Parkinson zu behandeln. Laut bundesdeutscher Regelung dürfen nur Stammzellen, die vor dem 01.01.2002 gewonnen wurden, verwendet werden. „In unserem Forschungsprojekt geht es darum, eine Vielzahl von niedermolekularen Wirkstoffen zu untersuchen“, sagt Professor Dr. Arndt Rolfs von der Klinik und Poliklinik für Nervenheilkunde am Universitätsklinikum Rostock. Ziel ist es, herauszufinden, ob diese Wirkstoffe die Fähigkeit besitzen, Stammzellen in Nervenzellen umzuwandeln. In den Blick kommen dabei mehrere zehntausend Substanzen, die Mittel des so genannten Hochdurchsatzes (High Throughput Screening) untersucht werden, so Professor Rolfs. „Wir hoffen, bei unseren Analysen Moleküle zu finden, die imstande sind, Zellwände durchdringen, und auf lange Sicht auch direkt für die Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen eingesetzt werden könnten – beispielsweise aufgrund des Vermögens, endogene Stammzellpopulationen zu mobilisieren oder zur Differenzierung anzuregen“, sagt Professor Dr. Rolfs. Das Projekt ist damit ein wesentliches Standbein der thematischen Schwerpunktentwicklung „Regenerative Medizin“ an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock. Neben zahlreichen internationalen Gruppen, z.B. aus Norwegen, sind vor allem Forschergruppen aus Rostock wichtige Partner in diesem Projekt. So wird das umfangreiche und technisch anspruchsvolle Testen der Substanzen von Prof. Kerstin Thurow und Prof. Norbert Stoll im Institut für Automatisierungstechnik konzipiert und realisiert; ein Grossteil der neuen Substanzen werden von Prof. Matthias Beller, Direktor des Leibniz-Instituts für Katalyse e.V., synthetisiert und für den Forschungsverbund zur Verfügung gestellt. „Die deutschen Richtlinien machen es den Forschern hierzulande noch immer schwer, mit Wissenschaftlern etwa aus Großbritannien mitzuhalten“, so Professor Rolfs. Die Stammzellen, die vor dem 01.01.2002 hergestellt worden sind, seien hinsichtlich ihrer Qualität problematisch, weil sie meist mit Hilfe tierischer Zellen in Kultur gehalten werden, und somit für klinische Zwecke wenig geeignet sind.