Aktuelles

Rostocker Projekt EISS bekommt Landesförderung: Künstliches Immunsystem wurde im Rahmen der Exzellenzinitiative ausgewählt

07. February 2008

Die Rostocker Forschungsgruppe, die sich mit der Entwicklung eines künstlichen Immunsystems beschäftigt, bekommt eine umfassende Förderung. Im Rahmen der Exzellenzinitiative des Landes Mecklenburg-Vorpommern wurden die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Rostock ausgewählt.

Sie bekommen für ein Jahr Mittel, um ihre Forschungen voranzutreiben und eine Firmenausgründung vorzunehmen. Der Rostocker Wissenschaftler Professor Dr. Steffen Mitzner beschäftigt sich bereits seit mehreren Jahren mit der Entwicklung eines künstlichen Immunsystems mit dem Namen EISS. Ziel ist es, das zum Beispiel bei einer Sepsis (Blutvergiftung) ausgefallene Immunsystem eines Menschen zu ersetzen. An der Sepsis erkranken jährlich weltweit mehrere Millionen Menschen, viele versterben an der Störung des Immunsystems.

 

„Wir freuen uns sehr, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern unsere Forschungsarbeit schätzt und fördert“, sagt Professor Dr. Steffen Mitzner, Abteilung für Nephrologie und Dialyse in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin am Uniklinikum Rostock. Für ein Jahr bekommt das Forscherteam um Mitzner Fördermittel in Höhe von rund 175.000 Euro, um die wissenschaftliche Arbeit voranzutreiben. Eine junge Biologin hat bereits ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist die Weiterentwicklung eines künstlichen Immunsystems mit dem Namen EISS. Ziel ist es auch, eine Firmenausgründung vorzunehmen, die EISS auf dem wachsenden Gesundheitsmarkt vertreiben soll – ähnlich wie das von der gleichen Forschergruppe entwickelte Leberersatzverfahren MARS, das weltweit erfolgreich eingesetzt wird.

 

An der Sepsis oder Blutvergiftung erkranken jedes Jahr Millionen Menschen weltweit, und fast die Hälfte von ihnen überlebt den Kampf nicht. Es ist bis heute nicht klar, was dabei wirklich im menschlichen Körper passiert und wie effektiv geholfen werden kann. Das Immunsystem des Patienten versucht dabei eine aus dem Ruder gelaufene Infektion wieder einzufangen, bevor es vor Erschöpfung völlig zusammenbricht. In kaum einen anderen Bereich der Medizin wurde mehr Geld investiert um Licht ins Dunkel zu bringen – leider bis heute meistens vergeblich. Die Entwicklergruppe aus der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Rostock ist angetreten, um dem Behandlungsspektrum der Sepsis ihre wirkungsvolle neue Technologie hinzuzufügen. 

 

Bei EISS („Extracorporal Immune Support System“, Immun-Unterstützungssystem außerhalb des Körpers) handelt es sich um ein biotechnologisches Blutreinigungsverfahren, mit dessen Hilfe das Patientenblut gezielt von Feind- und Störmolekülen gereinigt wird. Zu diesem Zweck wird das Patienten-Blutplasma, das diese Moleküle enthält, über einen dünnen Schlauch in das Behandlungsgerät geleitet – ähnlich wie bei einer Dialyse. Im Gerät werden menschliche Immunzellen (Granulozyten) in einem Zellkäfig gehalten. Hier kommt es zur schonenden Aufreinigung des Plasmas, das daraufhin wieder zum Patienten zurückgeleitet wird. In einer ersten klinischen Studie haben sich die überwältigenden Ergebnisse der Tierversuchs-Studien bestätigt. Der Einsatz am Menschen ist sicher und die Behandlungsergebnisse sehr viel versprechend.