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Unfallchirurgen behandeln Kinder aus Krisengebiet

28. March 2019

PJler Nico Seume (v.l.), Assistenzarzt Frank Sander, Oberarzt Dr. Axel Sckell, Stationsleitung Katy Hermann, Klinikdirektor Prof. Dr. Thomas Mittlmeier, Monir (8), Mohammad (7) und Assistenzarzt Manuel Matthis.

Universitätsmedizin kooperiert mit der Aktion Friedensdorf e.V.

Rostock/Hansaviertel – Fröhlich flitzen Monir (8) und Mohammad (7) über die gemeinsame Station der Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie und der Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Rostock. Sie wollen die Schwestern bei Botengängen begleiten und ihnen zur Hand gehen. Sie wollen sich bewegen, umhertollen und die für sie völlig neue Welt erkunden, obwohl das gerade nur sehr eingeschränkt möglich ist. Wegen chronischer Knocheninfektionen am Unterschenkel und der Ferse mussten die beiden Kinder jeweils zweimal operiert werden. Mit Erfolg: Den Kindern geht es wieder gut. Die Jungen kommen aus dem Krisengebiet Afghanistan und sind für die Operation extra nach Deutschland gereist. „In ihrer Heimat sind solche Eingriffe wegen der mangelhaften medizinischen Versorgung gar nicht möglich“, erklärt Prof. Dr. Thomas Mittlmeier, Leiter der Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie und Direktor der Chirurgischen Klinik. Die Kosten für die Behandlung der beiden Kinder übernimmt die Unimedizin, wie der Kaufmännische Vorstand Harald Jeguschke umgehend zusagte. „Wir freuen uns, den beiden Jungen helfen zu können, für uns ist das eine Herzensangelegenheit“, so Jeguschke. 

Zustande kam der Kontakt zu den afghanischen Patienten über die Aktion Friedensdorf e.V. mit Hilfe vom Rektor der Universität Rostock, Prof. Dr. Wolfgang Schareck. Die Vereinigung unterstützt notleidende Menschen unter anderem in Afghanistan, indem verletzte und kranke Kinder an europäische Kliniken vermittelt werden. Dort bekommen sie die dringend notwendige Behandlung, die in ihrer Heimat nicht möglich ist. Auch Monir und Mohammad sind auf diesem Weg nach Rostock gekommen. Und hier fühlen sie sich richtig wohl, auch wenn sie die deutsche Sprache zu Anfang überhaupt nicht verstanden haben. „Ein Mitarbeiter aus der Anästhesie und ein Student haben uns als Farsi sprechende Dolmetscher unterstützt“, erklärt Mittlmeier. Außerdem halfen ein Patient sowie seine Angehörigen bei der Verständigung.

Für das Ärzte- und Pflegeteam sind die aufgeweckten Jungs eine Bereicherung. „Sie sind die Lieblinge der Station geworden, die Schwestern haben Kleidung und Spielsachen gesammelt, damit es Monir und Mohammad während ihres Krankenhausaufenthaltes nicht zu langweilig wird“, sagt Katy Hermann, Stationsleitung. Knapp sechs Wochen waren die afghanischen Kinder im Krankenhaus, haben sich ein Zimmer geteilt und auch schon die ersten Wörter Deutsch gelernt. An das deutsche Essen mussten sich die beiden aber erstmal gewöhnen. Die Schwestern haben die Jungen richtig liebgewonnen und mit ihnen einen Ausflug an die Ostsee und in den Zoo gemacht und im kleinen Rahmen auf der Station sogar ein persisches Frühlingsfest gefeiert. Ein besonderes Highlight war außerdem der achte Geburtstag von Mohammad der mit zusammen einer afghanischen Familie aus Rostock auf der Station inklusive Afghanischem Essen gefeiert wurde. Noch in dieser Woche geht es für die Kinder wieder zurück in die Heimat, zurück zu ihren Familien.

Die Zusammenarbeit mit der Aktion Friedensdorf e.V. kann Prof. Dr. Thomas Mittlmeier nur loben: „Wir hoffen, in Zukunft auf diesem Wege weiteren Kindern aus Krisengebieten helfen zu können.“